Beim größten Spielzeughersteller der Welt läuft die Weihnachtsproduktion auf Hochtouren
Unter strengster Geheimhaltung bastelt Samuel Tacchi an neuen Modellen am Firmensitz des dänischen Unternehmens Lego, damit der Weihnachtsmann auch in diesem Jahr seinen Geschenkesack füllen kann.
Billund, Dänemark (AFP) – Schon als kleiner Junge war Samuel Tacchi fasziniert von Lego-Kränen – heute entwirft der 34-Jährige sie selbst. Unter strengster Geheimhaltung bastelt er an neuen Modellen am Firmensitz des dänischen Unternehmens, damit der Weihnachtsmann auch in diesem Jahr seinen Geschenkesack füllen kann.
Ein Besuch in den Büros des ultra-modernen Gebäudes in Billund kommt überhaupt nicht in Frage, da Lego sein Design hütet wie einen Augapfel. Aber der Franzose Tacchi, der an der Lego-Technik-Serie mitarbeitet, lässt einen kleinen Einblick zu: “Ich fange immer mit einer Papierzeichnung von dem an, was ich mir vorstelle”, sagt er. “Als nächstes kommt der technische Aufbau: der Antriebsstrang, die Lenkung, die Funktionalität. Dann erst beginne ich mit der Gestaltung. Und zuletzt geht es an den Computer.”
In seinem Büro werden Kinderträume wahr, so gerammelt voll ist es mit Bauteilen von Lego-Technik. “Hinter mir gibt es ein Regal mit Legosteinen, da kann ich schnell mal reingreifen, Sachen zusammenbauen und ausprobieren, ob mein Design funktioniert.” Rund 25 Bausätze hat Tacchi in seinen sieben Jahren bei Lego entworfen.
Lego ist immer noch ein Familienbetrieb, beschäftigt aber mehr als 20.000 Leute auf der ganzen Welt, ungefähr ein Viertel von ihnen in Billund, wo auch die älteste Fabrik steht. In der Fabrikhalle bewegen sich Roboter wie Tänzer auf einer Bühne und hunderttausende von Legosteinen werden jeden Tag hergestellt. Buntes Plastik wird in die bekannten Formen gespritzt: Steine, Figuren und Reifen – Lego ist angeblich der größte Reifenhersteller der Welt – aber auch Haare oder Drachenflügel.
Die Teile werden sortiert und Modell für Modell in großen Kisten im benachbarten Lagerraum aufbewahrt. Danach werden sie an die anderen Fabriken geliefert, wo die Bausätze zusammengepackt werden.
Heute wird zwar alles aus Plastik hergestellt, aber der Firmengründer war ein Schreiner mit einem ausgeprägten Sinn für die Qualität des Holzes, das er benutzte. 1932, mitten in Weltwirtschaftskrise, fing Ole Kirk Kristiansen an, Holzspielzeug herzustellen und begeisterte die dänischen Kinder sehr schnell mit seinen Jo-Jos.
“Er verkaufte Jo-Jos an jedes Kind in Billund und als er keine mehr verkaufen konnte, hatte er noch sehr viele übrig”, erklärt Legos Historikerin Signe Wiese. “Und anstatt sie wegzuwerfen, oder einfach liegenzulassen, verwendete er sie anderweitig. Er brach sie auseinander und benutzte sie für Räder und Wagen.”
Vier Jahre später hatte Kristiansen das Schreinern aufgegeben und nannte seine Firma Lego, eine Verkürzung von Leg godt, was so viel heißt wie Spiel gut. Als nach dem Zweiten Weltkrieg Rohstoffe knapp waren, wechselte er zu Kunststoff und investierte seine gesamten Ersparnisse in eine Spritzgießmaschine.
“Er war wirklich fasziniert von dieser Technologie und dem Material selbst”, sagt Wiese. “Deshalb ist ihm die Entscheidung sehr leicht gefallen, obwohl ihm alle davon abrieten.” Die Idee mit den Bausteinen kam erst später. Und auch die Bausteine hatten am Anfang noch nicht den berühmten Klickmechanismus mit Auswölbungen und Vertiefungen. Der wurde erst 1958 patentiert und hat den Weg für eine schier endlose Auswahl an Formen, Figuren und Bausätzen bereitet.
Heute ist Lego laut Marktanalyst Statista der größte Spielzeughersteller der Welt – vor dem japanischen Unternehmen Bandai Namca und den US-Herstellern Hasbro und Mattel. In diesem Jahr bietet der Spielzeugkatalog so viele Modelle an wie noch nie – wie viele genau bleibt natürlich auch ein Firmengeheimnis.
kr/ilo/hcy
Von Camille BAS-WOHLERT
© Agence France-Presse